Yona und der Wald

Eine Grenze ziehen: dem Wald den maximalen Raum für seine Entwicklung ermöglichen und dabei den Ort neu entdecken. Yona verkörpert den Akt einer derartigen Grenzziehung. Wie der Name vermuten lässt, ist diese Arbeit dem Visionär Yona Friedman gewidmet. Er hat nicht nur dem Wohnen ein Universum an Möglichkeiten hinterlassen.

YONA ALS INSTRUMENT: Waldgrenze, Ort und Möglichkeiten

Mit der kompromisslosen Anordnung von drei Geschoßen in der Horizontalen wird der Ort neu vermessen. Das Haus ist ein Instrument, das die Besonderheit dieser Stelle markiert und ihr Potenzial „ausgräbt“: im Dialog zwischen Topografie und Horizontalität wird die Waldgrenze zu einem Raum von Übergängen und Möglichkeiten, die aus dem Ort und seinen Ressourcen selbst hervorgehen: der Entwurf des Horizonts als Manöver der Resilienz.

DER GROSSE YONA: EIN GANZES / VIELE WELTEN

Die Setzung eines einzigen Hauses bedeutet, in den Genuss des großen Ganzen zu kommen und dabei ganz und gar nicht auf Vielfalt verzichten zu müssen. Yona lässt das große Ganze vier Mal auftreten: als Waldboden, Waldweg, Waldpier und Panorama

YONAS WALDBODEN : Die Grenze als Schwellenraum

Dort, wo Yona abhebt, beginnt der Waldboden durchzufließen. Die Grenze wird zum großzügigen, von Yona geschützten Schwellenraum am Waldsaum mit Einrichtungen für die Gemeinschaft. Die Nachbarn dürfen weiterhin den Blick in den Wald genießen, da hier die drei Geschoße in den Baumkronen verschwinden.

YONAS WALDWEG: Ein Weg zu allen Wohnungen

Alle Wohnungen liegen am fast drei Meter breiten, zum Wald hin offenen, aber wettergeschützten Waldweg. Bänke neben den Eingangstüren laden zum Sitzen mit Waldblick ein, vor allem an heißen Sommertagen. Im Winter schaufeln die einläufigen Treppen das Licht der Wintersonne auf den Weg und bringend den Süden in den Norden.

YONAS WALDPIER: Ein Horizont für alle

Ganz oben ein 170 Meter langer Horizont für alle, mit Hochbeetinseln, Barbecue-Terrasse und einem zwischen Gräsern mäandrierenden Weg, der zur romantischen Westspitze über dem Baumkronenmeer führt.

YONAS PANORAMA: Gemeinsam alleine Fern-Sehen

Als Kontrapunkt zum Waldblick, können alle Wohnungen ausnahmslos den Alpenblick und die Südsonne durch das Fenêtre-En-Longeur genießen. Physisches „Fern-Sehen“ wird als ortsspezifische Ressource für alle verfügbar.

YONAS ZAUBERSTAB: Die Treppe als Raumressource

Die einläufige Treppe wird zum Zauberstab des Raumplans: die strukturelle Schlichtheit – Serie, Wiederholung und Variation – „verzaubert“ sich in eine Dreidimensionalität, die den Alltag des Wohnens mit dem Ort und seinen Horizonten verknüpft. Jede einzelne Wohnung macht die Begegnung des Südens mit dem Norden visuell und körperlich erfahrbar: hier wird – ausnahmslos – in der Mitte zwischen Südhorizont und Nordwald gelebt.

Die vier Bereiche des neuen Erholungswaldes

Ein dichter und junger Wirtschaftswald aus Fichten prägt den Bauplatz im Bestand. Da Fichten-Monokulturen auf Grund ihres flachen Wurzelsystems zunehmend Probleme mit dem Klimawandel haben und ökologisch nur bedingt wertvoll sind, wird die Monokultur in einen zeitgenössischen Wald umgewandelt, mit dem Ziel die atmosphärischen und ökologischen Qualitäten zu stärken. Der neue Erholungswald vereint dabei die unterschiedlichen Ziele miteinander. Einerseits entsteht für die neuen und bereits bestehenden BewohnerInnen Raum für Naturerfahrung, andererseits entsteht ein Ort mit hoher Biodiversität durch die Einführung einer neuen Schichtung der Vegetation. Durch die Umwandlung sollen Teilbereiche des bestehenden Waldes vor allem an den Rändern beibehalten werden und Teilbereiche langsam transformiert werden.

Waldpixel

Maßnahmen der Transformation werden anhand eines Maßnahmenkatalogs in Pixelform definiert. Durch Initialmaßnahmen wie Auslichten oder Rodungen entsteht anhand definierter Pflege- oder Handlungsanweisungen wie Neupflanzungen ein neuer Waldcharakter. Zusätzliche Maßnahmen sind Aufasten und Unterwuchs entfernen im Bestand. Die ursprüngliche Pixelung und deren Grenzen werden sich mit der Zeit langsam verwachsen.

DAS RENDEZVOUS DER STOCKWERKE

Die Stockwerke des Waldes sind abschüssig – sie folgen dem Verlauf des Geländes und überschneiden sich mit Yonas horizontalen Stockwerken derart, dass jedes Wohngeschoss in den Genuss unterschiedlicher Stockwerke kommt – ein Rendezvous der Stockwerke, welches das Raumangebot vervielfältigt.

GUTE NACHBARSCHAFT

Dem Wunsch nach maximal drei Geschoßen wird nicht nur nachgekommen. Vielmehr wird die Horizontalität genutzt, um den Blick in den Wald freizuhalten und das Haus in den Baumkronen verschwinden zu lassen.



Lage: Innsbruck, Österreich Projektformat: EU-weit offener 1-stufiger Realisierungswettbewerb Projektstatus: 3. Preis Grösse: 7.000 m2 BGF: > 8.750 m2 Planungszeitraum: 2020 Auftraggeber: IIG, Innsbrucker Immobiliengesellschaft Partner/innen: Carla Lo Landschaftsarchitektur Fachplanner/innen: Werkraum Ingenieure ZT-GmbH, BPS Engineering, Schöberl & Pöll GmbH, Dipl.-Ing. Andrea Kopper Mitarbeiter/innen: Mariam Al Gorgi, Oscar Binder, Monika Georgieva