HINTER DEM HECKENHAUS

Die Entwicklung des ehemaligen Fabriksgeländes der "Knorr-Bremse" in Berlin Mahrzahn greift den großen Maßstab der benachbarten Großwohnanlagen auf und unterfüttert ihn mit einem dichten Freiraumgerüst. Zwei signifikante und zueinander kontrapunktische Freiräume betten das Gebiet in sein Umfeld ein, indem sie bereits bestehende Grünzüge komplettieren und weiterführen: der Trassenpark und das Gartental. Gleichzeitig bilden sie mit einem differenzierten Angebot an unterschiedlichen Formen der Öffentlichkeit spezifische örtliche Qualitäten aus, die den Charakter des Quartiers prägen. Die Dreiecksform des Grundstücks im Dialog mit der Freiraumfigur ist Ausgangspunkt für die signifikante städtebauliche Gliederung: ein sich nach drei Richtungen orientierendes Raster gliedert sich in zwei Leitfiguren mit jeweils spezifischen städtebaulichen Typologien: Hofquartett und Schollentriangel. In Richtung Bahn stellt sich das Heckenhaus schützend vor das neue Quartier: eine 300 Meter lange Scheibe, die durch ihre innere typologische Vielfalt eine differenziert begrünte Fassaden nach außen kehrt.

HOFQUARTETT UND SCHOLLENTRIANGEL

Die Dreiecksform des Grundstücks im Dialog mit der Freiraumfigur ist Ausgangspunkt für die signifikante städtebauliche Gliederung: ein sich nach drei Richtungen orientierendes Raster gliedert sich in zwei Leitfiguren mit jeweils spezifischen städtebaulichen Typologien: Hofquartett und Schollentriangel. Die Gliederung erfolgt durch differenziert ausgebildete, durchgrünte O-W-Alleen, welche die Georg-Knorr-Straße mit den S-Bahnstationen und dem Wiesenburger Weg verweben.



die Gewerbehofschlange

Gegenüber der ersten Präsentation wurden die Flächen für die beiden nordwestlichen Gewerbehöfe etwas vergrößert und stärker differenziert (großer und kleiner Gewerbehof).
Die Hofbereiche wird überdeckt und bietet großzügige Manipulationsflächen mit Tageslicht (Oberlichter). Das Dach wird begrünt und kann als Freiraum genutzt werden. Die Durchwegbarkeit der Höfe ist weiterhin gegeben.

300m und kein bisschen Langeweile!

Den östlichen Auftakt bildet die signifikante, ca. 300 Meter lange „Schwebende Hecke“ des Trassenparks, eine kontrapunktische Hommage an Marzahn: während sich ihr Maßstab an die bauliche Moderne Marzahns anlehnt, bildet ihre Nutzungsvielfalt einen programmatischen Kontrapunkt. Die Hecke ist gleichzeitig Wohnhaus, Atelierhaus, Fahrradgarage, Kletterpark, vertikaler Spielplatz, Sport- und Gartenregal – ein proaktiver Lärmschutz für das Quartier.

Open Air Foyer

Das in weiten Teilen offene Erdgeschoss der „Schwebenden Hecke“ bietet Raum für lineare Aktivitäten (Skater, Boule, Dünenbänder), die als lineare Aktivitätsfelder auch in den Park eingestreut sind. An einer Stelle dringt der Park in das Heckengebäude ein und bildet einen gebäudehohen Wintergarten, der als vertikales Sport- und Bewegungszentrum betrieben wird.

HOCHPUNKTE AM GARTENTAL – RÄUMLICHE KLAMMER

Am Gartental, welches das gesamte Quartier durchläuft liegen Hochpunkte bis max. 60m Höhe. Gemeinsam mit dem Tal bilden sie die räumliche Klammer, die das Hofquartett und Schollentriangel zu einem kohärenten Quartier zusammenbindet. Die spezielle Typologie der westlichen Hochpunkte reagiert auf die Nähe zum Gewerbegebiet und beinhaltet ausschließlich vom Gewerbelärm abgewandte Wohnungen.

Mitten im Gartental: Blick auf den Grünen Salon mit Quartiersforum

Das ruhige Tal bildet den räumlich-programmatischen Kontrapunkt zum Trassenpark und ist der adressbildende Binnenraum im Quartier: ein entspanntes, intensiv durchgrüntes, mäandrierendes Slow-Motion-Band. Als eine sich schrittweise nach Süden ausweitende Raumsequenz nimmt das Tal den Grünzug im Norden auf und führt ihn bis zur Georg-Knorr-Straße weiter. Anstatt ein Zentrum (zentralen Platz) auszubilden, stellt das gesamte Tal eine kontinuierlich fließende Binnenlinie dar, deren Trittsteine subtil differenziert sind (leicht variierende Zuschnitte, Abwandlung der Pflanzenmotive und Pflanzengruppierungen, punktueller Akzentsetzungen durch Aufenthaltsbereiche, Garteninseln, Spielflächen, belebende Nutzungen im EG an den Kreuzungsbereichen mit den Alleen).

Visualisierung: WES LandschaftsArchitektur

Blick vom Wiesenburger Platz Richtung Trassenpark

Es entsteht der Trassenpark, ein großzügiges, mehr als 2ha großes, 70 Meter „tiefes“ grünes Foyer, das sich mit seinem dichten Baumbestand vor die gesamte Ostseite des Quartiers legt. Das Grüne Foyer ist ein Dialograum mit doppeltem Mehrwert: öffentlich erlebbarer Freiraum für das gesamte Quartier und das Marzahner Umfeld (einladende Verbindung mit den S-Bahn-Brücken und dem Eastgate), sowie attraktiver Freiraumpuffer zur Bahn für den östlichen Quartiersrand.

Visualisierung: WES LandschaftsArchitektur

Das Süd-Entrée am Mauerbogen

Die historischen Mauern liegen freigespielt inmitten dieses Foyers und verwandeln sich in landschaftsprägende, von ihrer schützenden Funktion befreite Elemente. Anstatt ihr Dahinter zu schützen, werden sie zu Vektoren der Bewegung: gemeinsam mit der S-Bahn, dem Wiesenburger Wegs und der „Schwebenden Hecke“, die das Grüne Foyer belebt und für Schallschutz im Quartier sorgt, bilden sie die charakteristischen „Trassenelemente“ des Parks und gliedern das Grüne Foyer in Schichten.

Visualisierung: WES LandschaftsArchitektur



Lage: Marzahn-Hellersdorf, Berlin, Deutschland Projektformat: diskursives städtebauliches Gutachterverfahren Georg Knorr Park (Teilgebiet Ost) Projektstatus: 2. Platz Grösse: 110.000 m2 BGF: > 91.500 m2 Planungszeitraum: 2019 Projektdauer: 1 Monate Auftraggeber: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen Berlin Fachplanner/innen: WES LandschaftsArchitektur Mitarbeiter/innen: Christoph Wassmann, Sarita Mulabdic, Johannes Pointl, Anna Billinger, Fabian Antosch, Dorothee Huber, Mariam Al Gorgi, Livia Dirnböck