Ist es unerhört oder eher selbstverständlich, wenn der Alltag einer historisch gewachsenen Stadt die Chance bekommt, den öffentlichen Raum an der Schnittstelle von Welt und Ort neu zu leben?

Als Copa Cagrana wird die Gastro-Meile bezeichnet, die bisher das Donauufer zu Füßen der Wiener Donau-City prägte. Nach jahrelangem Rechtsstreit mit abschließender Zwangsräumung wurde ein internationaler Wettbewerb zur Neugestaltung der Uferzone ausgeschrieben, der weiterhin eine intensive gastronomische Nutzung vorsieht, die sich zum Wasser hin orientiert. Quer zu dieser Ausrichtung sind Rad- und Fußwege und deren Anbindung an das regionale Netz in die Gestaltung zu integrieren. Eine zusätzliche Herausforderung stellt der Umgang mit den Wasserständen bis hin zu Hochwasser-Situationen dar.

SONNENUNTERGANG AM STADTSTRAND

Kontextuelle Tabula Rasa – Urbaner Strand: radikale Erneuerung Ein Ort, der sich der Zukunft verschreibt, schafft Kontext, indem er sich neu erfindet. Dabei geht es immer um die Maximierung des Potenzials: die Kreuzung zweier mythischer Räume – urbane Noblesse der Stadt und Laissez Faire des Strandlebens – tragen eine neue Möglichkeit in die Mitte der Stadt: den heute utopisch anmutenden StadtStrand. Er ist logischer Genius loci des Projektes. Sein Kontext beruht auf radikaler räumlicher Erneuerung.


DER STADTSTRAND: EUROPA-ADRESSE AM DONAURADWEG

An der Länderkette von 8 europäischen Staaten, demonstriert der Ort seine prominente Adresse an der 4.448 km langen Europaradroute. Am Kreuzungspunkt mit der radialen Transversale der U1 Achse liegt der Stadtstrand, der als urbanes Experimentierfeld auch eine exzellente Adresse für eine Beherbung der Europawandernden bietet. Die Radroute läuft durch die Slow-Motion Promenade des Lido-Boulevards, an dem sich die Entwicklung eines Bike-Hotels anbietet.

DER STADTSTRAND: EINZIGARTIGKEIT IM DONAUSTADTRAUM

Innerhalb der Sequenz unterschiedlicher Freiraumqualitäten entlang der Donau ist der Stadtstrand aufgrund seiner Lage, Ausstattung, Atmosphäre und Öffentlichkeit einzigartig.

DER STADTSTRAND: NEUE MITTE ZWISCHEN STEPHANSPLATZ UND ZENTRUM KAGRAN

Entlang der zentralen radialen Achse bildet der Stadtstrand eine neue Zentralität für Wien am Kreuzungspunkt von Stadt, Region und Territorium.

WIEDERUM GEHT WIEN NEUE WEGE

Anstatt Gebäude ans Ufer zu setzen, wird das Ufer selbst zu einer Architektur der maximalen Öffentlichkeit: eine magische Fläche, die mit ihrer intelligenten Topographie intensiver und breiter als jedes Gebäude bespielt werden kann.

URBANER KOMFORTRAUM

Unter Freiem Himmel 30.000 m² intelligente Oberfläche machen durch die spezielle Ausstattung (Sonnen-, Wind-, und Regenschutz, regenerative Wärme- und Kühlelemente, Licht, Wasser, Induktionsflächen) den Strand zum nachhaltigen Komfortraum unter freiem Himmel.

WASSERSTAND

Die geneigte Fläche des Stadtstrandes reicht bis ins Wasser der Neuen Donau. Der Bereich, der unter der Grenze des 30-jährigen Hochwassers liegt, ist frei von fixen Installationen und technischer Infrastruktur. Die Lido-Promenade liegt deutlich über der Grenze des 100-jährigen Hochwassers. So können hier einerseits im Winter alle Möblierungen sicher verstaut werden; andererseits liegt die Lido-Promenade mit ihren nutzungen rund ums Jahr im Trockenen.

DYNAMISCHE BGF ®FLIEGENDE HÄNDLER UND BAUCHLÄDEN AM STADTSTRAND

Die Formel lautet BGF [dynamisch] pro Zeiteinheit = x mal BGF [statisch]. Relevant ist, welche Flächen im Rahmen einer Tätigkeit über eine bestimmte Zeiteinheit aktiviert werden: z.B. konsumiert ein fahrender Kiosk, der in einer Stunde 25 Gäste bedient, die jeweils 2m2 Strand besetzen, 50m2 BGF plus seine eigene Fläche (2m2), also insgesamt 52m2. Das heißt, dass sich die dynamische BGF gegenüber der statischen BGF um folgenden Faktor erhöht: 52/2 = 26. Die dynamische BGF ist 26x so groß wie die statische BGF. Bei einem Bauchladenverkäufer erhöht sich sich der Multiplikator beträchtlich: 50,5/0,5 = 101. Die dynamische BGF ist 101x so groß wie die statische BGF.

ZONE C IN DER 1. REIHE

Der Stadtstrand zieht die Uferzone bis an die Überplattung der Autobahn. Zone A und B wachsen zusammen und legen sich wie ein Strandteppich direkt vor die zukünftige Bebauung der Zone C. Die Donau-City, und damit die Stadt, gelangt endlich ans Wasser.

KONTEXTUELLE TABULA RASA

Das bestehende Gelände wird abgetragen. Die befestigten Flächen werden im Betonbruch vor Ort wiederverwendet und als Frostschutz und Unterbau oberhalb der HQ 1000-Linie eingesetzt. Das Erdmaterial wird auf ein Schiff verfrachtet; die ausgehobenen Bäume werden eingepflanzt. In Anlehnung an Robert Smithsons „Floating Island“ erweitert das Freiraumfloß das Angebot der Neuen Donau.

DELTA DER VERBINDUNGEN

Der Stadtstrand bettet sich topografisch in den Bestand des Ufers ein. Die Wege werden wie in einem Delta aufgefangen und zusammengeführt. Das Grün verzahnt sich am Rand mit den Dreiecksplatten. Auf dem Stadtstrand bilden Baumscheiben und Bäume ein Archipel grüner Inseln.

DER EWIGE FRÜHLING

Die klimatechnischen Einrichtungen auf der Stadtstrand-Fläche – betrieben durch regenerative Energie – ermöglichen eine sanfte Steuerung des Außenraumklimas: entlang des Lidoboulevards suggerieren wärmestrahlende Elemente im Winter sowie adiabate Kühlung und Kühldecken im Sommer einen ewigen Frühling, der die Nutzung des Außenraums über alle 4 Saisonen ermöglicht.

ENERGIEAUTARK UND NACHHALTIG - MITTEN IN WIEN!

Der Lido als großstädtische Strandmeile bei der Reichsbrücke wird neues Kommunikationszentrum für Wien und zieht jung und alt an.Intelligente Nachhaltigkeit und Energieautarkie setzen weltweite Maßstäbe für die Zukunft. Generell sind alle Nutzer des Lidos energieautark, was die Attraktivität der Bewirtschaftung des Lidos noch erhöht. Die Essenstände werden im Sommer über Kälteaggregate, die im Winter als Wärmepumpen fungieren, komfortabel gekühlt. Wärmeentzugsmedium für die Wärmepumpen kann sowohl Grundwasser und Flusswasser sein, so dass auch im Sommer mit ‚direct cooling‘ das kalte Grundwasser (via Wärmetauscher) in die Heiz/Kühldecken durchströmt. Angetrieben werden die Kompressoren der Wärmepumpen bzw. Kälteaggregate durch PV Zellen, die sich in den Beschattungselementen auf den Sitzterrassen des Lido befinden. Zusätzlich wird als Wärmeentzugsmedium im Winter für die PV betriebenen Wärmepumpen noch die Abwärme der Kraftfahrzeuge im daneben liegenden Tunnel über den über dem Tunnel liegenden, warmen Installationsschacht genutzt.

WÄRMESTRAHLUNG / ADIABATE KÜHLUNG / SONNENENERGIE

Feste Sonnenschirme bieten Schatten im Sommer und kühlen adiabat mit Wassernebel. Kleine Wasserspiele und Quellen benetzen die Steinplatten des Lidos und schaffen höchst angenehme Kühle an heißen Sommertagen. An milden Wintertagen können Teile des Lidobodens über Fussbodenheizung bzw. Wärmestrahlelemente unter den Beschattungselementen leicht geheizt werden, nachdem die Wärme energieautark selbst erzeugt wird. Damit wird eine ganzjährige Nutzung des Lidos gewährleistet. Ein Teil der Beschattung der Lidoterrasse wird als hybride PV/Warmwasserkollektoren ausgeführt, was den PV-Ertrag der Photovoltaikmodule merklich steigert und gleichzeitig Warmwasser für die Nutzer des Lidos bietet. Auf den Liegeflächen des Strandplatzes gibt es – farblich markiert – induktive Ladestellen für Smartphones und Computer ebenso wie bei den mobilen Bänken. LED Straßenleuchten mit integrierten PV Zellen und Windgeneratoren spenden am Abend in allen Farben Licht und schaffen eine zauberhafte Atmosphäre. Der neue Stadtstrand von Wien wird in dieser vorgeschlagenen Struktur ohne Zweifel DAS Kommunikationszentrum Wiens. Mit ihm wird die Stadt Wien einmal mehr Vorbild einer zukunftsorientierten, energieautarken und nachhaltigen Stadt.

EINBETTUNG

Der Stadtstrand legt sich wie ein Teppich vor die Donau-City.

NUTZUNG UND ERSCHLIEßUNG

Die Durchwegungen legen sich in die sanfte Topografie des Stadtstrands und erschließen ihn für die verschiedenen Fortbewegungsarten.

GRÜN- UND FEIRAUM

Die Bepflanzung wird in Wolken konzentriert, um den kontinuierlichen Freiraum des Stadtstrands zu strukturieren.

GRUNDRISS

Ein System aus dreieckigen Betonplatten schafft eine durchgehende, sanft gerampte Oberfläche. Das geometrische Muster betont die Kohärenz des Stadtstrands: der Teppich wird ausgerollt!

WOLKEN AUS LICHT, SCHATTEN UND WASSER

Eingebettet in das Muster des Stadtstrandes bildet die Infrastruktur Punktwolken, die verschiedene Bereiche definieren.

LICHT UND ENERGIE

Lichtmasten schaffen abends durch ihre unregelmäßige Verteilung unterschiedliche Lichtstimmungen. Kabellose Ladestationen versorgen Telefone, Tablets und Laptops mit Energie für unterwegs. Solar Trees holen die Energie dafür aus dem Himmel.

WASSER

Trinkwasserbrunnen, Duschen und Wasserspiele verteilen sich über den Stadtstrand und versorgen mit Wasser zum Trinken, Waschen und Spielen. Adiabate Kühlung sorgt für sanfte Klimatisierung im Sommer: In die Sonnenschirme eingebaute Wassersprüher kühlen mit Nebel, kleine Wasserspiele und Quellen benetzen die Steinplatten des Lidos und schaffen Kühle an heißen Sommertagen.

SCHATTEN

Ein Sortiment aus trocken- und hitzeresistente, hochstämmige Solitärgehölzen (Gleditsie, Sumpfeiche und Hopfenbuche) in Baumscheiben bietet mit ausladenden Kronen angenehmen Halbschatten und schafft ein komfortables Mikroklima am Stadtstrand. Fixe Sonnenschirme aus Stahl schützen vor Sonne, Regen und Schnee. Mobile Sonnenschirme können ausgeliehen oder mitgebracht werden und in dafür vorgesehenen Bodenhülsen befestigt werden.

TOPOGRAPHIE

Die neue Topografie verbindet den Lido durch eine kontinuierliche Fläche mit dem Wasser. Die Neigungen der Oberfläche reichen von 2% bis 8%. Wege mit einer maximalen Neigung von 4% verbinden alle Zonen barrierefrei miteinander. Bereiche mit weniger als 2% Gefälle bieten sich für temporäre Möblierung an und bilden die 6.500 m² Nutzfläche der Zone A.

DER LIDO

Im Lido reihen sich flexibel große Einheiten nebeneinander und bieten als nutzungsoffene Struktur Raum für Kulturnutzungen, Gastronomie, Fahrraddienstleistung und Sanitäreinheiten. Stiegen und Rampen verbinden die Ebene der Donau-City mit dem Stadtstrand. Auf dem Lido-Dach zieht sich eine durchgehende Terrasse mit Photovoltaik-Pergola von Nord nach Süd, die ebenfalls vom Lido aus bespielt wird.

DIE LIDO-PROMENADE

Zwischen Lido und Neuer Donau liegt der Stadtstrand, der das ganze Jahr über, von morgens bis abends die Stadt ans Wasser bringt, die Donau-City ins Zentrum rückt und geschäftige Urbanität mit Urlaubsstimmung durchkreuzt.

STADT AN DEN STRAND!

Zwischen Lido und Neuer Donau liegt der Stadtstrand, der das ganze Jahr über, von morgens bis abends die Stadt ans Wasser bringt, die Donau-City ins Zentrum rückt und geschäftige Urbanität mit Urlaubsstimmung durchkreuzt.

STADT AN DEN STRAND!

Zwischen Lido und Neuer Donau liegt der Stadtstrand, der das ganze Jahr über, von morgens bis abends die Stadt ans Wasser bringt, die Donau-City ins Zentrum rückt und geschäftige Urbanität mit Urlaubsstimmung durchkreuzt.

DER STADTSTRAND AM ABEND



Lage: Wien 1220, Österreich Projektformat: nicht offener Wettbewerb mit EU-weit offener Bewerbungsstufe, COPA CAGRANA NEU Projektstatus: abgeschlossen Grösse: 54.928 m2 BGF: > 21.394 m2 Planungszeitraum: 2015 Projektdauer: 2 Monate Auftraggeber: WGM Wiener Gewässer Management GmbH Fachplanner/innen: Werkraum Ingenieure ZT (Tragwerksplanung), TB Käferhaus GmbH (Haustechnik), Carla Lo (Landschaftsplanung) Mitarbeiter/innen: Johannes Pointl, Paula Fernández San Marcos, Martin Wild, Bernhard Angerer, Heike Vögele