Wie kann das pädagogische Regime einer Schule von Stadt- und Freiräumen infiltriert werden?

In einem offenen Wettbewerb, ausgeschrieben von der Stadt Wien, war ein Bildungscampus mit 33 Klassen bzw. Kindergartengruppen für etwa 800 Kinder in vier Clustern zu organisieren.


Die SCHULSTADT initiiert die adressbildende Verwebung lokaler Grünfragmente mit übergeordneten Verbindungen. Die Erreichbarkeiten aus dem Umfeld schreiben sich in die Entwicklung der Struktur ein: Ein Nord-Süd verlaufender Grünzug zwischen Donaufelder Straße und Kagran bildet eine zweite, „sanfte“ Adresse im Osten, parallel zur Attemsgasse. Die Ost-West-Verbindungen zum Kirschblütenpark werden durch einen weiteren öffentlichen Durchgang am Nordrand verstärkt.

ADRESSE IM LOKALEN NETZ

Die Schulwege verschränken sich mit dem öffentlichen Wegenetz („Boulevard“ und „Gassen“).

URBANER RAND

vom Schuleingang zum Schulauftritt Sämtliche Schulnutzungen mit öffentlichem Potenzial werden an der Attemsgasse und am öffentlichen Weg im Süden konzentriert und bilden einen urbanen Rand. Über den inneren Boulevard – das verbindende Schulfoyer – verschränkt sich dieser Rand mit den im Grünen liegenden Biberhäusern. Auf diese Weise formuliert das strukturelle Ensemble mit seinen urbanen Quergassen und Gartenstreifen ein besonderes Rendez-vous zwischen Landschafts- und Stadtraum. Die Biber können sich als Einzelhäuser im Grünen zeigen, während die SCHULSTADT an der Attemsgasse ihr städtisches Gesicht zur Schau stellt.

HORIZONTALE DICHTE – URBANITÄT FÜR FRAGMENTIERTE STADTLANDSCHAFTEN SCHULSTADT

steht beispielhaft für die Strategie, urbane Intensität in fragmentierten Stadtteilen zu entwickeln. Der Schultypus wird in eine urbane Figur übersetzt: Ein dicht gesetztes, strukturell kohärentes Ensemble flacher Häuser ersetzt die städtische Großform. Gebäude schaffen Gassen, Plätze und einen inneren Boulevard. Der Grünraum verzahnt sich intim mit dem Schulgebäude über streifenflurartige Gärten.

Jedem Biber sein Haus! Jedem Haus seine Gasse!

Je nach Laune können die Kinder ihre tägliche Gasse, über die sie die Schulstadt betreten möchten, wählen: einmal die Gasse, die direkt zum eigenen Biberhaus führt, einmal die Gasse, die zum entferntesten Biberhaus führt, um ergiebig durch den zentralen, inneren Boulevard schweifen zu können.

VERSCHRÄNKUNGEN Die SCHULSTADT

verschränkt sich vertikal und horizontal mit dem Außenraum. Die „urbanen“ Programme liegen im EG am öffentlichen Raum – Küche, Turnen, Kreativ- und Therapiebereich, Jugendzentrum und Förderklassen. Ihre Dächer bilden die zweite Gartenebene für das Obergeschoß der Biberhäuser. Die dazwischenliegenden „Quergassen“ führen über den zentralen, innenliegenden Boulevard jeweils zu einem Biberhaus, sodass jeder Biber einen unverwechselbaren Zugang erhält. Am Boulevard, der die Biberhäuser direkt mit allen Programmen der SCHULSTADT verbindet, liegt auch die kollegiale Führung (Platzbezug), sowie der abgesenkte Sportbereich, der auch unabhängig vom Schulbetrieb benutzbar ist.

STRUKTURFIGUR

Den Vordergrund an der Attemsgasse bildet der urbane Schulteppich mit seinen fünf Gassen und drei Vorplätzen, die zwischen den einzelnen Programmen liegen. Die Gassen und Plätze bilden geschütztere Bereiche aus, die einen Bezug zwischen Biber und öffentlichem Raum herstellen. Sie bieten kontrastreiche Freibereiche und reichern durch ihre Lage und Bespielungsmöglichkeiten das durch Gärten geprägte Freiraumspektrum der Schulstadt an. Über die einzelnen Gebäude an der Attemsgasse legt sich eine Hülle, deren ruhiger Rhythmus eine homogene urbane Front zur Attemsgasse formuliert. Im Hintergrund ragen die Biberköpfe der Schulstadt in die Silhouette.

5 GASSEN HEISSEN WILLKOMMEN

Die fünf Gassen sind die Zugänge zur SCHULSTADT. Sie führen über den zentralen Boulevard – das eigentliche Schulfoyer – zu den einzelnen Biberhäusern. Gesäumt werden die Gassen von den „urbanen“ Schulprogrammen (Werken, Therapie, Sport, Jugend, Küche), die jeder einzelnen Gasse einen spezifischen Charakter geben. Einerseits bieten die Gassen charakteristische Zugänge zu den Biberhäusern bzw. zum inneren Boulevard – wählbar je nach Tageslaune. Andererseits bieten sie den „urbanen“ Schulprogrammen direkt zugeordnete Bereiche, die als überschaubare Freiklassenzonen bzw. als Aufenthalts- und Spielbereiche in den Zwischen- und Randzeiten des Tages zur Verfügung stehen.

DAS BIBERHAUS

Das Biberhaus wird vom Boulevard aus betreten und steht frei im Grünbereich. Die Bildungsräume liegen im Norden, im Süden verbinden großzügige, offene Multifunktionsräume beide Geschoße. Die große, innenliegende Treppe ist auch als Aufenthaltslandschaft angelegt. Gemeinsam mit den beiden Freitreppen deckt sie die Fluchtwegeanforderungen ab. Dabei tritt die Fluchtwegefunktion ganz hinter den Erlebniswert der Treppenelemente zurück. Ein isoliertes Kernstiegenhaus kann entfallen. Großzügige Gartenbereiche in beiden Geschoßen sind jeweils einem Biber zugeordnet, wodurch selbstverständliche Bezüge und Identitätsbildungen unterstützt werden. Das Biberdach spiegelt die Raumstruktur wider, optimiert die Belichtung der Gärten, fängt die Sonnenergie ein und schaufelt kühles Nordlicht in die Räume. Gleichzeitig schafft die markante Silhouette eine sympathische Präsenz innerhalb der neuen SCHULSTADT.




Lage: Attemsgasse, 1220 Wien Projektformat: offener, zweistufiger Realisierungswettbewerb im Oberschwellenbereich ´´Neubau Bildungscampus, Wien 22., Attemsgasse´´ Grösse: 10.000 m2 BGF: > 12.000 m2 Planungszeitraum: 2013 Projektdauer: 3 Monate Auftraggeber: Stadt Wien Mitarbeiter/innen: Julian Adrian , Javier Figuerola, Ruth Tortosa, Tim Danner, Bernhard Eberstaller, Peter Peternell