THE MARKS: MUT ZUR STADT

Wie muss die Punktlandung von drei Hochhäusern aussehen, um einer UnGegend ein Stück Stadt einzupflanzen?
Auf einem ehemals als Parkplatz genützten Grundstück mit guter Anbindung an die U-Bahn entstand ein Cluster aus drei Wohnhochhäusern mit insgesamt etwa 1282 Wohnungen. In einem internationalen Wettbewerb wurden Konzepte für die Stellung und Form der Hochhäuser gesucht. "Mut zur Stadt" wurde in der ersten Stufe des Wettbewerbs als Leitprojekt ausgewählt; in der zweiten, kooperativen Stufe waren das zweit- und drittgereihte Projekt (Rüdiger Lainer und Partner, BEHF Architekten) in das Leitkonzept zu integrieren. Die Wirkung als Ensemble wurde durch einen bauplatzübergreifenden Qualitätenkatalog gesichert, der insbesondere im Sockelbereich und im Freiraum für Kohärenz und Synergien sorgte, von der Programmierung bis hin zu den Ausführungsdetails.

© Bruno Klomfar
"Mut zur Stadt" adressiert gezielt die großen Herausforderungen des Wohnens in Hochhäusern: den latenten Mehrwert des Hochhauses – seine Urbanität – gleich mehrfach auf den Boden der Stadt zurück zu bringen. Das Projekt zeigt exemplarisch, dass die Nachverdichtung im sich verändernden postindustriellen Stadtgebiet zwischen konsolidierter Innenstadt und Peripherieeinen öffentlichen Mehrwert generieren kann – und muss. Die Transformation eines Parkplatzes zu einem Hochhausquartier schafft nicht nur innerstädtischen Raum für (leistbares) Wohnen und Arbeiten an einer U-Bahn-Station, sondern bildet ein urbanes Zentrum mit hoher Nutzungsdichte, starker Identität und hoher Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum. Als kohärentes Stadtfragment in der diffusen Zwischenstadt schafft „The Marks“ einen neuen Ort, der sich dem heterogenen Umfeld als urbanes Quartierszentrum und autofreier Grünraum gleichermaßen anbietet und damit der Herausforderung der doppelten Innenentwicklung gerecht wird.

EIN ENSEMBLE, DREI CHARAKTERE
Die drei Türme bilden mit ihren Sockeln einen gemeinsamen Stadtraum für das Quartier und die Umgebung. Darüber entwickelt jeder Turm seinen jeweils eigenen Charakter.

3x Freiraum
Die Gesamtfläche des Grundstücks wird puzzleartig in die Höhe geschichtet, jeder Teil des Grundstückes wird ein Teil eines vertikal geschaffenen Landschaftsraums, der durch die vertikalen Freiraumflächen der Fassadenstruktur – den Freiraummantel – ergänzt wird. Der Freiraum verdreifacht die Größe des Grundstücks.

AM BODEN DER STADT
Grundprinzip ist die Durchlässigkeit des Grundstücks am Boden der Stadt: vier Platzräume verbinden die umliegenden Straßen und laden zur Durchwegung ein. Die drei wilden Plätze, die als grünes Entree zu den Eingangslobbys der Hochhäuser führen, schaffen unverwechselbare Adressen für jedes Haus und das gesamte Stadtquartier. Der Festplatz als gemeinsames Zentrum bildet einen beruhigten städtischen Binnenraum.

DAS ARKADENGERÜST: RAHMUNG, VERBiNDUNG UND PARKPLATZ
Ein filigranes Stahlgerüst rahmt die Vorplätze und schließt sich rund um den zentralen Festplatz zu einer umlaufenden Arkade. Das Gerüst nimmt 2000 Fahrradabstellplätze auf und bildet als durchgehende Struktur ein verbindendes Element für die drei Bauteile, sowohl programmatisch als auch gestalterisch.

Rahmende Arkade
Nach außen schirmt die Arkade mit ihrem Vorhang aus dunklem Trapezlochblech den Binnenraum von seiner Umgebung ab.
Blick von der Modecenterstraße (© Bruno Klomfar)

Rahmende Arkade
Als offenes Stahlgerüst legt sich die Arkade schützend um die Entree-Plätze und schließt sich rund um den zentralen Festplatz zu einem umlaufenden Band.
Wilder Platz vor The One (© Bruno Klomfar)

Rahmende Arkade
Die Unterbringung einer hohen Zahl von Fahrrädern ist das Ergebnis der hohen baulichen Dichte. Diese Herausforderung wird zur Chance: die Infrastruktur dient als gestalterisches Mittel für die Schaffung von Stadtraum. In der Arkade finden etwa 2.000 Fahrradabstellplätze Platz, wobei auf maximalen Komfort durch Lifte und flache Stiegen besonders geachtet wurde.
The One mit Arkadengerüst (© Bruno Klomfar)

Rahmende Arkade
Nach außen schirmt die Arkade mit ihrem Vorhang aus dunklem Trapezlochblech den Binnenraum von seiner Umgebung ab.
Blick von der Döblerhofstraße mit Helio-Tower/BEHF Architekten(© Bruno Klomfar)

PROGRAMMATISCHER „POLSTER“
Über dem 4m hohen Erdgeschoß bietet der Sockel nutzungsoffene Raumhöhen für Gewerbe und Sonderwohnformen. Das Wohnen wird abgefedert und landet mit belebenden Nutzungen in der Stadt.

GUTE LANDUNG
Der Sockel öffnet sich zur Stadt hin und bietet im Erdgeschoss des gemeinsamen Sockels Geschäfte und Entwicklungsflächen.
The One und der Wilde Platz an der Leopold-Böhm-Straße (© Bruno Klomfar)

Der Boden der Stadt
Die Erdgeschoße und der Freiraum wurden in intensiver Abstimmung bauplatzübergreifend konzipiert.
Freiraumplanung: Rajek Barosch Landschaftsarchitektur

Der wilde Platz an der modecenterstraße als grünes Entree, 2014
Blick durch den wilden Platz an der Modecenterstrasse in Richtung Festplatz
Bild: Irina Koerdt

Der wilde Platz an der modecenterstraße als grünes Entree , 2023
Blick durch den wilden Platz an der Modecenterstrasse in Richtung Festplatz
© Bruno Klomfar

Der Festplatz, 2014
Blick über den Festplatz in Richtung Leopold-Böhm-Straße
Bild: Irina Koerdt

Der Festplatz, 2023
Der Festplatz als gemeinsames Zentrum bildet einen beruhigten städtischen Binnenraum.
Festplatz mit The One (© Bruno Klomfar)

DAS GRÜNE DECK: Raum für die Gemeinschaft
Während die Platzräume öffentlich durchwegbar sind und sich als Teil der Stadt verstehen, finden sich auf dem grünen Deck Freiräume, die den Bewohner:innen vorbehalten sind und wo die Gemeinschaft im Vordergrund steht.

REPRÄSENTATIVE LOBBY
Jeder Turm besitzt eine viergeschoßige Lobby, die das Platznievau mit der Fahradarkade und dem Sockeldach verbindet und das Ankommen im Hochhaus in Szene setzt.
Lobby, The One (© Bruno Klomfar)

Arkade als Verbindung
Das Arkadengerüst verbindet die Sockeldächer untereinander und schafft so einen zweiten gemeinsamen Boden für die Hausgemeinschaft.
Von links nach rechts: The One mit Arkadengerüst, Q-Tower und Helio-Tower (© Bruno Klomfar)

ABHEBEN
Das Dach des Sockels bietet eine zweite Freiraumebene. In den Türmen sind Gemeinschaftseinrichtungen konzentriert, die eine innere Urbanität für das Quartier produzieren.
Blick vom Kindergarten (Helio-Tower) in Richtung The One (© Bruno Klomfar)

GEMEINSCHAFT AM SOCKELDACH
Dort wo die Türme auf dem Sockel landen – im sogenannten Fugengeschoß – sind Gemeinschaftseinrichtungen angeordnet, die eine innere Urbanität der Wohnanlage produzieren : Gemeinschaftsräume mit Küchen, Fitness- und Wellnessbereiche, ein großer Co-working-Bereich und ein Kindergarten.
Wellness-Bereich, The One (© Bruno Klomfar)

VERBINDENDE SCHLEIFE
Eine Laufbahn von 400m Länge verbindet die Dächer und lädt zur Umrundung mit Schleifen ein.
Sockeldach mit Laufbahn und FESTPLATZ IM ZENTRUM (© Bruno Klomfar)

WOHNEN IN DIE HÖHE
Das Wohnen im Hochhaus beginnt erst über dem Sockel, also 18 m über dem Stadtniveau – man ist also immer schon oben und kann in die Weite blicken.

FREIHALTEN DER BLICKE
Zusammen bilden die drei Türme ein offenes Ensemble: Durch ihre Drehung gibt es keine reine Nordseite; alle Wohnungen sind nach Osten oder Westen orientiert und schauen aneinander vorbei in die Weite.

Vielseitge Orientierung
Durch die Drehung der Türme gibt es keine reine Nordseite; alle Wohungen sind nach Ost oder West orientiert und schauen aneindaner vorbei.

NACHBARSCHAFT IM HOCHHAUS
Blick von The One in Richtung Stadtzentrum. Links der Q-Tower von Rüdiger Lainer, rechts der Helio-Tower von BEHF (© Bruno Klomfar).

DREI CHARAKTERE
Über dem Sockel entwickeln die drei Hochhäuser ihren jeweils eigenen Charakter: Jeder Turm zeichnet sich durch seine typologische Struktur und sein individuelles Fassadenkleid aus.

IN DEN HIMMEL
Von Links im Uhrzeigersinn: The One / StudioVlayStreeruwitz / WBV-GPA, Neues Leben, Helio-Tower / BEHF Architekten / BUWOG, Q-Tower / Rüdiger Lainer und Partner / ÖSW
© Bruno Klomfar

AM BODEN DER STADT
Entlang der Straße verschwinden die Hochhäuser mitunter hinter dem dichten Grün der Wilden Plätze.
Wilder Platz an der Leopold-Böhm-Straße mit The One im Hintergrund (© Bruno Klomfar)