Ein lässiger Typ für eine lässige Gegend

Wie kann das Haus – das „Quartiershaus“ – als einzelnes Objekt auf einer Parzelle zum langfristigen adaptiven Generator von Urbanität werden?
Für den letzten Teilbereich des Sonnwendviertels am neuen Wiener Hauptbahnhof wurde der Masterplan überarbeitet und eine kleinteiligere Struktur entwickelt (HAU 1, Geografie statt Bebauung). Um das neue Quartier programmatisch aufzuladen, wurden an prägnanten Lagen sogenannte ‚Quartiershäuser’ im Rahmen eines Bieterverfahrens ausgeschrieben, für das Bauträger und PlanerInnen zusammen ein Konzept vorstellen mussten. Für das aktive Erdgeschoß mit verpflichtend niedrigen Mieten wurden konkreten NutzerInnen abgefragt. Das Quartiershaus als solches soll eine nutzungsoffene, robuste Struktur für ein vielfältiges und veränderbares Nutzungsspektrum bieten, das über das reine Wohnen hinausgeht.

Das ABC des Quartiershauses: A. STRUKTUR + B. KULTIVIERUNG + C. NAVIGATION
Die zentrale Idee der Nutzungsplanung geht aus der Lässigkeit des Hauses hervor: das ABC, ein Hybrid aus Architektur und Betreiberkultur, generiert über die Jahrzehnte hinweg dauerhafte Nutzungsvielfalt. Anstatt einen konkreten Nutzungsmix festzulegen, schafft das ABC die Bedingungen für sein permanentes Entstehen: ein Zusammenspiel aus suggestiver Raumstruktur (A), differenzierter Raumkultivierung (B) und ingeniöser Raumnavigation (C).
Zuallererst: es handelt sich um ein lässiges HAUS. Auf den ersten Blick ganz normal, jedoch vollkommen durchwachsen mit Außergewöhnlichem. Das Understatement seiner Erscheinung entwirft eine „Auf-den-ersten-Blick-Normalität“, die dann durch kleinere und größere Vorkommnisse wiederholt aufgehoben wird: die kleinen Fische, das doppelte Erdgeschoß (EG und OG4) mit seinen Arkadenschleifen, die ausgelassene Balkonpasserelle, die spanische Loggia und der adoleszent-verpflanzte Quartiersbaum sind sichtbare Zeichen für eine tiefgehende Andersartigkeit der gesamten Struktur, noch bevor wir den Komplex der Nutzungen bemühen müssen.

ein lässiger typ in einer lässigen gegend
ist mit seiner Umgebung bestens vernetzt

A. RAUMKONZEPT – SUGGESTIVE STRUKTUR DER PLATEAUS
Plateaus statt Zimmer prägen die erste Begegnung mit dem Raum: Raumschichten mit einer lichten Höhe von 282 cm schaffen einen erweiterten Horizont für unterschiedliche Formen der Raumaneignung: Wände und Zimmer sind nicht mehr Pflicht, sondern Kür.

A. RAUMKONZEPT – SUGGESTIVE STRUKTUR DER PLATEAUS
Der Stützraster mit Kern und das Ringleitungssystem mit Zentralschacht sind die konstruktive und haustechnische Konsequenz des Plateaukonzepts. Zwei Lichtachsendichten animieren die Aneignungsspielräume und wirken subtil auf Charakter und Erscheinung der Fassade im Stadtraum ein.

B. RAUMKULTIVIERUNG – 3 Pakete für unterschiedliche Alltagswelten
Drei „Kulturen“ der Raumorganisation werden für die Besiedelung der Plateaus angeboten:
Das Zusammenspiel von Raumstruktur (A) und Aneignungsmöglichkeiten (B) orchestriert souverän die Übergänge von privaten, gemeinschaftlichen und öffentlichen Bereichen: von klassischer Diskretion (Kernstiegenhaus mit privaten Einheiten) bis zu mehrgeschoßigen Kooperativen (Arbeitslofts am Shared Space der Balkonpasserelle von OG1 bis OG3), die jederzeit durch die Redundanz der Erschließung (Kern/Mittelgang) und die Intelligenz der Haustechnik (Ringleitung) auseinander dividiert werden können (Spielräume in der Nachnutzung).

C. RAUMNAVIGATION –Inspirative Vergabe und Begleitung
SETTLER-SZENARIEN „NutzerInnenvielfalt“
Die folgenden Szenarien zeigen die Vielfalt eines konkreten Besiedlungsmodells in den Obergeschoßen auf. Über das ABC hinausgehend wird ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Miete und Eigentum (ca. 50/50) festgelegt. Für die Gewerbeentwicklung stehen in unserem Szenario das EG, das komplette OG1 und der südlich orientierte Hofbereich von OG2 und OG3 zur Verfügung.

A. STRUKTUR + B. KULTIVIERUNG + C. NAVIGATION
Das ABC, ein Hybrid aus Architektur und Betreiberkultur, generiert über die Jahrzehnte hinweg dauerhafte Nutzungsvielfalt. Anstatt einen konkreten Nutzungsmix festzulegen, schafft das ABC die Bedingungen für sein permanentes Entstehen: ein Zusammenspiel aus suggestiver Raumstruktur (A), differenzierter Raumkultivierung (B) und ingeniöser Raumnavigation (C).

1–2 OG ZUM BEISPIEL ARBEITEN
Raumpaket: „Plateau“ / Lage: gesamtes Geschoss / Miete Ziel des Konzepts ist es, Co-Working in einem ganzheitlicheren Sinn zu verstehen und um den Aspekt des Lernens zu erweitern. Es wird gearbeitet und geforscht, aber es gibt auch den Raum und die Strukturen, um von den Anwendern und Praktikern direkt zu lernen.

1 OG SZENARIO CO-WORKING
Raumpaket: „Plateau“ / Lage: gesamtes Geschoss / Miete Ziel des Konzepts ist es, Co-Working in einem ganzheitlicheren Sinn zu verstehen und um den Aspekt des Lernens zu erweitern. Es wird gearbeitet und geforscht, aber es gibt auch den Raum und die Strukturen, um von den Anwendern und Praktikern direkt zu lernen.

OG 2–9 ZUM BEISPIEL WOHNEN
Wohn- und Arbeits-Loft mit Wintergarten

OG 2–9 ZUM BEISPIEL WOHNEN
Wohnsalon mit Freizimmer

OG 2–9 ZUM BEISPIEL WOHNEN
Klasisches Wohnen mit den klassischer Loggia

C. RAUMNAVIGATION – Inspirative Vergabe und Begleitung
Organisationsform Verein für kommunale Intelligenz
Als Entwicklungsmotor wird der „Verein für kommunale Intelligenz“ gegründet, der auf ingeniöse Weise den nutzertragenen Besiedelungsprozess in Abstimmung mit Bauträger navigiert. Er trägt den Gesamtprozess von der ersten Veröffentlichung des Projektes über die Findung und Vernetzung von NutzerInnen bis zum Alltagsbetrieb. Vereinsgründer sind das Büro wohnbund:consult und der Co-Working-Space Schraubenfabrik.
Kleine Fische, große Netze
Angesprochen werden lokale, kleine Gewerbetreibende (EPU, KMU) aus der Kreativwirtschaft sowie engagierte Betreiber als Entwickler und Organisatoren der gewerblichen Bereiche. An ihren Bedürfnissen und Nutzungsinteressen orientiert sich der Prozess des Entwickelns und der Konfiguration des gewerblichen Angebots sowie geeigneter Organisationsstrukturen, die auch die Bandbreite der Wohnmodelle erweitern können.

EG STADTLOGGIA
Als Hub zwischen Alt- und Neustadt. Der 5 Meter hohe Raum lässt sich vom Hausbetrieb bei Bedarf vollkommen abkoppeln und kann zum Platz hin großzügig geöffnet werden

EG STADTLOGGIA
Nach dem Quartiersentwicklungstreffen...

Kleine Fische, große Netze
Als "MikropilotInnen" für das Erdgeschoß werden lokale, kleine Gewerbetreibende (EPU, KMU) aus der Kreativwirtschaft sowie engagierte Betreiber als Entwickler und Organisatoren der gewerblichen Bereiche angesprochen.

RÄUME FÜR MIKROPILOTiNNEN
3 Einheiten für MikropilotInnen im Erdgeschoß, z.B.: Garküche, Lesestube, Feinschneiderei

QUARTIERSBAUM IM HOF
Die festliche Pflanzung eines 10-Meter-hohen Nussbaumes im Hof initiiert die Hausgruppengemeinschaft mit den beiden angrenzenden Bauplätzen.

QUARTIERSBAUM IM HOF
Der Quartiersbaum spendet Schatten und Charakter, bildet das Zentrum für den Hof der drei Häuser und initiiert saisonale Aktivitäten (z.B. Laubspiele, Nussernte).

Die Balkonpasserelle
verbindet OG1–OG3 mit den Arkaden des Erdgeschosses und der Dachterrasse (OG4) und schafft zusätzliche Verbindungen mit Aufenthaltsqualität.

Die Balkonpasserelle
kleidet das Haus Richtung Hof in eine kommunikative Freiraumschicht.

„Salongemeinschaft“ mit grünem Daumen
Für das "Fugengeschoß" (OG 4) soll ein engagiertes Wohngemeinschaftsprojekt für Menschen unterschiedlicher Generationen mit grünem Daumen gewonnen werden.

„Salongemeinschaft“ mit grünem Daumen
Die BewohnerInnen schätzen die bevorzugte Lage an der Obstwiese, dem allgemeinen Dachgarten im OG4. Seine Gestaltung und Pflege wird in Kooperation zwischen Hausbetreuung und Gruppe organisiert.

DIE SPANISCHE LOGGIA
Die spanische Loggia bedient sich des diskreten Charmes eines betretbaren Ziergesimses (= spanischer Balkon), gebraucht es als Brandschutzelement und erweitert seine seichten 1,20m in die Räume des Hauses hinein.

DIE SPANISCHE LOGGIA
Nach Außen öffenbare Fenstertüren ziehen den Freiraum ins Innere der Wohnung. Größe und Materialität der spanischen Loggia können nach Wunsch gestaltet werden.

DIE SPANISCHE LOGGIA
Im Ausbau kann gewählt werden: Vorhänge, Schiebewände aus Polycarbonat oder Glaselemente trennen je Bedarf die warme Loggia vom Wohnraum ab.

EXTRA-SMALL
Kompakt-Wohnsalon mit klassischer Loggia

SMALL
Klassische Wohnung mit Wintergarten

MEDIUM
Wohn-/Arbeitsloft mit Wintergarten

LARGE
Klassische Wohnung mit Freizimmer

Material und Farbkonzept
Die diskrete Erscheinung zum öffentlichen Raum wird durch die Materialität der Fassadenelemente unterstrichen: elegant abgetönter Rauputz mit hell akzentuierten Laibungen in Beige einen „Schatten“ dunkler die Alurahmen der Fenster und Türelemente, perlrosa das Flachstahl-Geländer der spanischen Loggia. Granitgrau auch die Paneele in der Arkade zwischen den gleichfarbigen Portalelementen. Zum Hof hin dominiert Arte Povera: verschiebbare, verzinkte Stahlrahmen mit transluzenten Paneelen kleiden die Balkonpasserelle zum Hof hin ein.





