Im Binnenhain
Ist es ein städtebauliches Tabu, wenn die Offenheit eines Quartiers ihren Zauber erst durch die Geschlossenheit seiner Ränder entfacht?
Im Areal rund um die Stuhlrohrhallen, in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof und zum historischen Stadtkern von Bergedorf, soll ein neues Stadtquartier entstehen. Das Grundstück ist an drei Seiten starker Lärmbelästigung ausgesetzt, dafür orientiert es sich nach Osten hin zum Schleusengraben, einem weitgehend naturbelassenen und von Grünbewuchs begleiteten Kanal. Die adäquate Dichte war über das Projekt auszuloten.
Die große Fassung entlang der öffentlichen Straßenräume spannt einen weitläufigen Binnenraum auf. Drei im Erdgeschoss offene Entreehäuser laden alle PassantInnen zum Durchqueren dieses Binnenraums ein, der mit seinen ineinander übergehenden Platzräumen attraktive öffentliche Diagonalverbindungen zu Schleusengraben, Bahnhof und Zentrum bietet. Für den fließenden Verlauf sorgen entsprechend positionierte Punktgebäude, wodurch das gesamte Quartier mit dem Schleusengraben in Verbindung steht. Am Schleusengraben selbst schafft die adaptierte Halle mit ihrem „freigelegten“ Hortus conclusus und dem Bergedorfer Binnenmarkt einen öffentlichen Hotspot für Bergedorf und ganz Hamburg. Verstärkt wird der Landmark-Charakter durch einen neuen Hochpunkt, der mit der liegenden Struktur der Halle einen spannungsreichen Dialog bildet und die Promenade am Schleusengraben als urbanes Zentrum „ausruft“: Leben am Binnenhain heißt nicht nur, in einem urbanen Zentrum mit hoher Freiraumqualität zu sein, sondern als Passant den Binnenhain zu durchqueren bzw. zu durchsuchen und damit Bergedorf auf neue Weise zu erreichen.