DIE BLUMEN VON CAMPAGNE

Warum sollte der Tanz zweier prägnanter Solitäre nicht besseren Stadtraum und erzeugen, als der gediegene Linienzug einer städtebaulich zertifizierten Randbebauung?
Für die Quartiersentwicklung des ehemaligen Campagnerreiter-Areals in Innsbruck wurde im Rahmen eines kooperativen Verfahrens ein Rahmenplan erstellt, der polygonal zugeschnittene Baufeld mit vorgegebener Dichte definiert. Die Wettbewerbsbeiträge sollen auf Basis dieses Leitbilds eine konkrete Bebauung für das erste Baufeld vorschlagen, auf dem circa 300 Wohnungen, ein Supermarkt und weitere Gewerbeflächen im Erdgeschoß unterzubringen sind.

Der langgezogene Umriss des Baufelds wird zu zwei Gebäudeclustern uminterpretiert. Jeweils vier Punkthäuser docken an einen Kernbereich an, der als Freiraumoase und dienende Zone die Mitte des Clusters bildet. Es entstehen 2 radiale Figuren – die Blumen –, die einen spannungsreichen Kontrapunkt zur polygonalen Baufeldfigur bilden: die Baufeldlinien werden präzise aufgegriffen und zugleich aufgelöst.

2 BLUMEN: JE 1 KELCH UND 4 BLÄTTER
Die polygonalen Punkthäuser brechen die Front der Baufelder auf und maximieren den Durchblick untereinander.

RADIALES PRINZIP – DICHTE MIT WEITE
Die radialen Cluster bilden Buchten aus, die sich mit dem umgebenden Stadt- und Freiraum verzahnen und zu den Binnenräumen des Wohnens vermitteln. Die Buchten sind je nach Lage und Orientierung unterschiedlich charakterisiert: sie formulieren adressbildende Zugänge zu den Entrees der Wohngebäude, erweitern den öffentlichen Raum des Quartiersplatzes, formulieren Überleitungen zum Park und schaffen Vorplätze für die Gemeinschaftsbereiche.

DAS RECHT AUF ECKE: 100% MEHRFACHORIENTIERUNG
Sämtliche (!) Wohnungen sind mehrfachorientiert. Die privaten Freiräume (Loggien) jeder einzelnen Wohnung sind ausnahmslos an den Ecken platziert. Trotz der präzisen Formulierung erlaubt das robuste Grundprinzips der Blumenfigur (Punkte um einen Kern) Spielräume in der architektonischen Durchbildung des Projektes (mehrere “Handschriften“ sinddenkbar).

PROGRAMM UND ATMOSPHÄRE DURCH EG-ÜBERHÖHUNG
Im "Kelch" der Blume befinden sich Nebenräume und Infrastruktur, sowie Raum für einen 1,20 Meter dicken Erdkörper für die Baumpflanzungen (Waldatmosphäre).

INFRASTRUKTURRING – NEBENRÄUME IM KERNBEREICH
Die Nebenräume sind durch den umlaufenden Ring zwischen den Wohngebäuden zentral erreichbar und natürlich belichtet.

VIELSEITIGKEIT AUF DER STADTEBENE
Das überhöhte Erdgeschoß erweitert das Nutzungsspektrum: Galeriewohnungen im Norden mit erhöhten Schlafbereichen als Alternative zum Mezzaninwohnen, langfristig nutzungsoffene urbane Bereiche entlang der gewerblichen Adressen und zweigeschoßige Nebenräume im Kernbereich.

GEMEINSCHAFT AM WOHNPLATZ
Der Wohnplatz wird als gemeinschaftlich geprägter Raum mit vielfältigen Aneignungsmöglichkeiten verstanden. Eine großzügige, homogene Oberflächengestaltung (z.B. Ortbeton mit Besenstrich und polygonalem Fugenbild) sorgt dabei für maximale Nutzungsmöglichkeiten. Mobile, modulare Ausstattungselemente für Bespielung, Dynamik und Interaktion.

DER WALDKELCH
Am Dach des Sockels entsteht ein Freiraum mit besonderer Atmosphäre. Im Zentrum steht der Waldkelch. Dicht gepflanzte Gehölze auf dem 1,20 m hohen Erdkörper schaffen dabei ein spezielles Raumerlebnis. Neben weiß-blühenden Laubbäumen (z.B. Wildapfel und Eberesche) gesellen sich von der Tiroler Alpenlandschaft inspirierte Nadelbaumarten (Föhren und Lärchen). Zusammen verschmelzen sie zu einer Art Miniaturlandschaft, die einerseits Rückzugsräume, und andererseits vielfältige Spielmöglichkeiten und Naturerfahrungen für Kinder bietet und Sehnsucht nach der umgebenden Alpenlandschaft weckt. Umrahmt wird der Kelch mit einer großzügigen Holzterrasse, die nicht nur als Durchwegung, sondern auch als Aufenthaltsort konzipiert ist. Hier gibt es weitere Spielmöglichkeiten für Kinder – wie z.B. die vertikalen Spielplätze. Diese nehmen ebenfalls Bezug auf die Tiroler Berge und schulen Geschicklichkeit und Kletterfähigkeiten. An den Rändern zu den privaten Wohnungen bilden hohe Gräserpflanzungen
den nötigen Sichtschutz.

GEOMETRIE DER PUNKTE – DAS LEITBILD ALS MOTOR DER OBJEKTENTWICKLUNG
Die Entwicklung der Punkttypologien übernimmt die polygonale Leitbildfigur als Potenzial zur Bewältigung der Dichte: der Rahmen wird in Punkte aufgelöst, deren Geometrie und Skalierung parametrisch durchgebildet sind. Frontenbildungen und Einblicke werden vermieden, Durchblicke und Besonnungszeiten werden maximiert.

WOHNUNGSTYP B

WOHNUNGSTYP C

WOHNUNGSTYP D

ZWEI MAL BODEN
Zwischen den Clustern fließt der Stadtboden durch das Baufeld und bildet den Wohnplatz. Auf den flachen Bereichen der "Kelche" bildet sich ein zweites Erdgeschoß mit echten Waldboden und dichter Baumpflanzung.

WALDBLICK
Der Blick ins Innere des Gebäudeclusters wird durch die "Waldkelche" nicht als Innenhof wahrgenommen, sondern als Ausblick in eine atmosphärische Oase.

ARBEIT AM MODELL
Die Bebauung der "Blumen" schafft die höchste Großzügigkeit bei geichzeitiger Einhaltung und Weiterentwicklung des Leitbilds.