Donaustadt hebt an - Erde schafft Weite

Die Hügel des Waldgartens sind eine auf Kohabitation mit der Natur ausgerichtete Landschaft: als Ausgleichsfläche für die Schutzgüter des Ortes (unversiegelte Fläche, landwirtschaftliche Nutzung) bilden die Hügel einen neuen Genius Loci im Netz der großen Donaustadt-Freiraumzüge. Anstelle von „neutralem“ Abstandsgrün zwischen der Bebauung schichten sich ökologische Geschosse zur Aussicht auf Augenhöhe – als Blickfang wandelbarer Lebensräume für Mensch und Tier in der Ebene der Donaustadt. Ihre eindrucksvolle Weite wird von den Hügelkuppen aus öffentlich erlebbar: hier hat jede/r das Recht, den Horizont der Donaustadt zu erleben.


RAUTENWEG + WALDGARTEN

Begegnung zweier phantastischer Synergien: Der Dialog des Waldgartens mit dem Rautenweger Müllberg – der höchsten Erhebung der Donaustadt – ist gewollt: hier treffen sich zwei kreislaufwirtschaftliche Experimente des Landschaftsbaus, die in ihrer transdisziplinären Koppelung zugleich phantastische Synergien zwischen Biologie und Topografie, zwischen Logistik und Ästhetik, zwischen Entsorgung und Produktion ausloten.

TOPOGRAFIE ALS CHARAKTER

Die Hügel am Waldgarten ergänzen das topografische Spektrum der öffentlichen Räume entlang der U2- von ebenen Plätzen und Badeteich-Mulden - mit der Erhebung und erweitern deren programmatisches
Potential.

111% Freiraum!

Mehr Fläche - mehr Intensität: Die topografische Auffaltung erweitert den Freiraum und erhöht die Biodiversität.

MIT DEM BODEN ARBEITEN

Die Materialien des Aushubs werden unterschiedlich gelagert und jeweils spezifisch für die Errichtung der Hügel verwendet. Die wertvolle Oberbodenschicht („Schwarze Erde“) – sie benötigt in der Entstehung 500 Jahre für 2 cm und ist nicht erneuerbar – wird von den unteren Schichten getrennt abgezogen und in ein Meter breiten Bermen fachgerecht gelagert. Die unteren Schichten sind mineralischer Herkunft und können in größeren Anhäufungen zur Wiederverwendung gelagert werden.

Aushub. Lagerung. Wiederverwendung.

Das im Zuge der Bauführung anfallende Aushubmaterial – eine halbe Millionen Tonnen Humus und Kiessand – wird als Baumaterial für Landschaft und Häuser verwendet. Ungestörter Oberboden ist für Freiraum und Gebäudebegrünung eine wertvolle Ressource. Sand und Kies werden Baumaterial für Freiraum und Bebauung. Durch intelligente Planung von Bebauung, Freiraum und Bauführung werden 100 % der anfallenden Materialien verwertet. Die Vermeidung von unsinniger Entsorgung und überflüssigen Transporten erspart der Umwelt 2 Millionen LKW-Kilometer (= 3.000 Tonnen CO2) und hat dabei noch den willkommenen Nebeneffekt, die Baukosten zu reduzieren.

106% UNVERSIEGELTE FLÄCHE!

Gewachsener Boden ist ein nicht-erneuerbares Gut – es braucht 300 Jahre bis ein Zentimeter humoser Oberboden entsteht. Die gesamte Nahrungsmittelproduktion, hängt direkt von gesundem, ungestörtem Boden ab. Dieser ist im urbanen Raum allerdings eine Seltenheit und daher ein besonders wertvolles Schutzgut. Mit der Wiederverwendung des Oberbodens im Landschaftsbau, mit der Vergrößerung des Grünraums durch den Hügel, mit der Entsiegelung von unterbauten Flächen und dem Aufbringen von intensivem Dachsubstrat aus lokalen Materialien, in einer Aufbaustärke von 1,20 m auf allen Dächern, ist der Waldgarten versiegelungsneutral. Starkregenereignisse können im Waldgarten besser versickert, aber auch zurückgehalten werden, um Hitze- und Trockenperioden besser zu überstehen.

DIE 4 QUARTIERE ALS URBANE PLASTIK

Die Entwicklung der Quartiere folgt einer „Urbanen Plastik“, in der Gebäude, Freiraum und Programm dynamisch und auf Augenhöhe zusammenspielen. Offene Vorgaben zu Dimension, Körnung, Höhenentwicklung, Ausrichtung und Porosität schaffen spannende Spielräume hinsichtlich Konfiguration und Typologie-Entwicklung der Gebäude. Diese stehen gleichzeitig mit nicht baulichen Kriterien wie Freiraumcharakter, Nutzungsaspekten, Anreizstrategien und sozialer Durchmischung im Dialog. Somit lässt sich die „urbane Plastik“ als charakterstarke Milieubildung initiieren: ein dynamisches Zusammenspiel physisch-räumlicher Qualitäten, zeitlicher Entwicklungsprozesse, klimatologischer Performance und fundierter sozialer Nachhaltigkeit.

URBAN FOOD FOREST

Der Urban Food Forest ist für die Bewohnerinnen und Bewohner nutzbar. Dieser Ort ist barrierefrei zugänglich. Hier wachsen Kulturpflanzen in einem natürlichen Umfeld. So gibt es Streuobstwiesen mit historischen Obstsorten wie Klarapfel, Hauszwetschke und die Marillensorte Ungarische Beste mit Kräuterrasen. Naschhecken aus Beerenobst wie Ribiseln und Johannisbeeren gliedern den Food Forest. Auf den ebenen Plateaus des Urban Food Forest wachsen weitere Nutzpflanzen: Küchen- und Heilkräuter wie Thymian, Bergbohnenkraut und Salbei sowie Dauergemüse wie Grünspargel und Weinbergsknoblauch. An den sanften Hängen liegen die Weingärten mit alten Rebsorten.



Lage: Wien 1022, Österreich Projektformat: EU-WEIT OFFENER ZWEISTUFIGER STÄDTEBAULICHER REALISIERUNGSWETTBEWERB Grösse: 164.500 m2 BGF: > 260.000 m2 Planungszeitraum: 2021 –2021 Auftraggeber: Konsortium der BauträgerInnen / LiegenschaftseigentümerInnen „Erzherzog-Karl-Straße Süd“/ EGW und Land in Sicht Fachplanner/innen: DND Landschaftsplanung/ DI Thomas Romm - Umweltarchitekt/ P.Jung Energieplanung Mitarbeiter/innen: Georgis Albanis, Patryk Slusarski, Oscar Binder, Dorothee Huber, Paula Fernandez, Diego Martínez, Marta de las Heras